Warum fühlen sich manche Menschen im Großraumbüro unwohl?
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Psychologische Hintergründe, Studien & praktische Lösungsansätze
Großraumbüros gelten als modern, effizient und kollaborativ. Sie fördern den Austausch, sparen Platz und ermöglichen eine offene Kommunikation. Dennoch berichten viele Mitarbeitende von Unwohlsein, Konzentrationsproblemen und erhöhter Stressbelastung in genau solchen Arbeitsumgebungen. Warum ist das so?
Die Antwort liegt tief in der Psychologie des Menschen verankert. Verschiedene Studien zeigen deutlich, dass die räumliche Gestaltung unseres Arbeitsplatzes einen direkten Einfluss auf unsere Leistungsfähigkeit, Zufriedenheit und Gesundheit hat.
Warum wirken Großraumbüros belastend?
Ein Grundproblem offener Arbeitsumgebungen ist die ständige Reizüberflutung. Stimmengewirr, Telefonate, Bewegung im Raum oder spontane Unterbrechungen führen dazu, dass unser Gehirn permanent zwischen verschiedenen Reizen hin-und herwechselt. Dieses Phänomen wird auch als “Cognitive Load” bezeichnet.
Grad sensible Menschen nehmen besonders viele Umgebungsreize wahr, sie reagieren in solchen Umgebungen oft stärker. Jeder akustische, visuelle oder soziale Reiz wird bewusst oder unbewusst verarbeitet - das führt bei diesen Personen oft zu Überforderung, Erschöpfung und Stress.
Aktuelle Studien: Wie Großraumbüros Konzentration, Stresslevel und Produktivität beeinflussen
- Lärm als Stressfaktor:
Eine Studie der Universität Stockholm zeigt, dass ein konstant hoher Geräuschpegel die Ausschüttung von Stresshormonen um bis zu 25 % erhöht. Dies führt langfristig zu Erschöpfung, Gereiztheit und geringerer Produktivität. - Mangel an Privatsphäre:
Laut einer Untersuchung der Harvard Business School berichten 76 % der Mitarbeitenden in Großraumbüros, dass sie häufig abgelenkt werden und ihre Konzentration dadurch stark leidet. - Negative Auswirkungen von Unterbrechungen:
Eine Studie der University of California belegt, dass es im Schnitt 10 bis 15 Minuten dauert, bis Mitarbeitende nach einer Unterbrechung wieder genau dort sind, wo sie vorher im Arbeitsprozess standen. In einem offenen Büro, in dem spontane Fragen, Telefonate und Gespräche häufig vorkommen, summiert sich dieser Produktivitätsverlust deutlich. - Soziale Beobachtung & Druck:
Psychologische Studien zeigen, dass Menschen sich unwohl fühlen, wenn sie das Gefühl haben, ständig beobachtet zu werden. In offenen Büros entsteht schnell der Eindruck, unter permanenter sozialer Kontrolle zu stehen – Kolleg:innen sehen, wer wie oft Pausen macht oder woran gerade gearbeitet wird. Das erzeugt bei vielen den unterschwelligen Druck, nichts falsch machen zu wollen, ständig „sichtbar“ und verfügbar zu sein. Dies beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Kreativität und Fehlerkultur. - Persönlichkeitsfaktoren:
Die University of Texas fand heraus, dass Introvertierte offene Arbeitsumgebungen häufig als überfordernd empfinden. Extrovertierte profitieren eher von der sozialen Dynamik, während introvertierte Menschen durch den Dauerreizpegel schneller ermüden.
Die Psychologie hinter Stress und Ablenkung im Großraumbüro
Kontrollverlust im Arbeitsalltag: Menschen fühlen sich nachweislich wohler, wenn sie Autonomie über ihre Arbeitsumgebung haben. Dazu gehört, selbst entscheiden zu können, wann und wie sie arbeiten, wo sie Pausen einlegen oder wie sie ihren Arbeitsplatz gestalten. In Großraumbüros geht diese Kontrolle häufig verloren. Gespräche finden ungeplant statt, Ablenkungen lassen sich kaum vermeiden, und Rückzugsorte fehlen. Das verstärkt das Gefühl, den äußeren Reizen ausgeliefert zu sein, und kann dauerhaft zu mentalem Stress führen.
Soziale Normen und unterschwelliger Druck: Offene Bürostrukturen erhöhen die Sichtbarkeit, was einerseits Transparenz schafft, andererseits aber auch sozialen Druck erzeugt. Wer sich mit Kopfhörern abschottet oder sich bewusst zurückzieht, läuft Gefahr, als unnahbar oder wenig teamorientiert wahrgenommen zu werden. Viele Mitarbeitende vermeiden deshalb notwendige Pausen oder trauen sich nicht, sich klar abzugrenzen. Dieses ständige Gefühl, beobachtet zu werden, wirkt sich negativ auf das psychische Wohlbefinden aus und hemmt zudem Kreativität sowie eine offene Fehlerkultur.

Praktische Ansätze: Wie lässt sich das Arbeiten im Großraumbüro verbessern?
Die zentrale Herausforderung eines Großraumbüros besteht darin, die Vorteile des offenen Konzepts (Kommunikation, Zusammenarbeit) mit den Bedürfnissen nach Ruhe, Privatsphäre und individueller Kontrolle zu verbinden.
Gezielte Pausen & Rückzugsorte: Unternehmen sollten bewusst Ruhezonen oder buchbare Räume integrieren, in denen konzentriertes Arbeiten möglich ist. Mitarbeitende können sich temporär aus dem offenen Raum zurückziehen und ihre kognitive Belastung reduzieren.
Multi-Space-Konzepte als Lösung: In modernen Multi-Space-Arbeitsumgebungen werden verschiedene Bürotypen in einem Konzept vereint. So werden offene Bereiche für Teamarbeit, Rückzugsräume für EInzelarbeit, Kreativzonen und Entspannungsbereiche eingesetzt. Mitarbeitende können flexibel je nach Arbeitsaufgabe den passenden Raum wählen. Das steigert die Motivation und Zufriedenheit als auch die Produktivität. Sollte man solche verschiedenen Spaces in sein Unternehmen implementieren, ist es wichtig die verschiedenen Räume mit nutzerfreundlichen Tools, wie goconut, buchbar zu machen.
Kommunikationsregeln etablieren: Transparente Vereinbarungen im Team – beispielsweise über feste Zeitfenster für konzentriertes Arbeiten ohne Unterbrechungen – reduzieren unerwünschte Störungen und geben jedem Mitarbeitenden die Möglichkeit, effizient zu arbeiten.
Bewusstes Abschalten trainieren: Kurze Achtsamkeitsübungen, Atemtechniken oder Microbreaks fördern die mentale Erholung. Unternehmen können entsprechende Angebote wie kurze Meditations-Sessions oder Ruhebereiche bereitstellen, um der ständigen Erreichbarkeit entgegenzuwirken.
Fazit: Ist ein Arbeitsplatz für alle das richtige für dein Unternehmen?
Die wichtigste Erkenntnis ist, dass nicht jeder Mensch gleich funktioniert.Während einige Personen im Großraumbüro aufblühen, benötigen andere mehr Rückzug und Struktur. Eine erfolgreiche Arbeitsplatzgestaltung muss psychologische Diversität berücksichtigen, um das volle Potenzial der Mitarbeitenden zu entfalten.
Die Zukunft liegt in der Flexibilität. Unternehmen, die das berücksichtigen, profitieren langfristig nicht nur von zufriedenen Mitarbeitenden, sondern auch von höherer Produktivität und geringeren Ausfallzeiten.
Wenn Du mehr über das Thema erfahren möchtest oder Hilfe bei der Gestaltung deines neuen Büros benötigst, nimm gerne Kontakt mit unseren Experten zu dem Thema auf. Du erreichst uns über dieses Kontaktformular.